Die Darmgesundheit ist weit mehr als nur ein Trendthema – sie ist das Herzstück unseres Wohlbefindens. Von der Verdauung bis zur Immunabwehr: Unser Darm spielt eine zentrale Rolle. In diesem Beitrag erfahren Sie alles Wichtige über die Darmgesundheit und wie Sie durch gezielte Ernährung und Lebensstiländerungen Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden nachhaltig verbessern können. Ihr Bauch wird es Ihnen danken! Anmerkung: In diesem Beitrag gehen wir in die Tiefe. Wenn Sie nur an “dem einen magischen Tipp” (den es nicht gibt) interessiert sind, werden Sie hier nicht fündig.
Warum Darmgesundheit so wichtig ist
Im Darm sitzt die Gesundheit: Diese alte Weisheit hat heute mehr Gültigkeit denn je zuvor. Unser Darm ist ein komplexes und faszinierendes Organ, das weit mehr als nur die Verdauung übernimmt. Er beherbergt Billionen von Bakterien/Mikroorganismen, die als Darmflora bekannt sind und eine entscheidende Rolle für unser Immunsystem spielen. Die Darmflora hilft nicht nur bei der Zersetzung von Nahrung und der Aufnahme von Nährstoffen, sondern produziert auch wichtige Vitamine und schützt uns vor schädlichen Bakterien und Krankheitserregern.

Was Ihre Darmbakterien für Sie leisten
Unsere Darmbakterien leisten täglich eine beeindruckende Arbeit, die weit über die bloße Verdauung hinausgeht. Diese winzigen Organismen sind unerlässlich für viele Aspekte unserer Gesundheit. Hier schauen wir uns einige ihrer wichtigsten Aufgaben etwas mehr im Detail an:
1. Verdauung und Nährstoffaufnahme
Darmbakterien helfen dabei, komplexe Kohlenhydrate, sogenannte Ballaststoffe, und Eiweisseabzubauen, die unser Körper sonst nicht verarbeiten könnte. Sie unterstützen die Aufnahme von Vitaminen und Mineralstoffen, wie Vitamin K und B-Vitamine.
2. Stärkung des Immunsystems
Ein großer Teil unseres Immunsystems ist im Darm angesiedelt. Die Darmbakterien spielen eine entscheidende Rolle bei der Ausbildung und dem Training unserer Immunzellen. Sie helfen dabei, Krankheitserreger abzuwehren und Entzündungen zu reduzieren.
3. Schutz vor schädlichen Bakterien
Die "guten" Bakterien in unserem Darm konkurrieren mit pathogenen (krankheitserregenden) Mikroorganismen um Nährstoffe und Platz, was deren Wachstum hemmt. Sie produzieren zudem antimikrobielle Substanzen, die schädliche Bakterien abtöten können.
4. Produktion von Vitaminen und kurzkettigen Fettsäuren
Darmbakterien synthetisieren wichtige Vitamine, wie Vitamin K, und produzieren kurzkettige Fettsäuren wie Butyrat, die die Darmschleimhaut ernähren und entzündungshemmende Eigenschaften haben.
5. Stimmung und geistige Gesundheit
Es gibt eine starke Verbindung zwischen unserem Darm und unserem Gehirn, oft als Darm-Hirn-Achse bezeichnet. Darmbakterien produzieren Neurotransmitter wie Serotonin, das eine wichtige Rolle bei der Regulierung unserer Stimmung spielt.
Fazit: Durch diese vielfältigen Aufgaben tragen unsere Darmbakterien wesentlich zu unserer Gesundheit und unserem Wohlbefinden bei. Eine gesunde und vielfältige Darmflora ist daher essenziell für einen starken Körper und Geist.

Wie merkt man, dass die Darmflora kaputt ist?
Eine gestörte Darmflora, auch als Dysbiose bezeichnet, kann sich auf verschiedenste Arten bemerkbar machen:
- Verdauungsprobleme: Blähungen, Durchfall, Verstopfung Bauchschmerzen, Übelkeit
- Veränderungen im Stuhlgang: Unregelmäßiger Stuhlgang, Veränderter Geruch des Stuhls, Veränderte Konsistenz des Stuhls
- Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten: Neue oder verstärkte Lebensmittelallergien, Nahrungsmittelintoleranzen
- Hautprobleme: Akne, Ekzeme, Hautausschläge
- Schwächung des Immunsystems: Häufige Infektionen, Erkältungen und Grippe
- Gewichtsschwankungen: Unerklärliche Gewichtszunahme oder -abnahme
- Stimmungsschwankungen und psychische Gesundheit: Depressionen, Angstzustände, Reizbarkeit, Müdigkeit
- Andere Symptome: Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, Konzentrationsprobleme

9 einfache Tipps für einen gesunden Darm
1. Sauer (und fermentiert) macht lustig: Probiotische Lebensmittel
Fermentierte Lebensmittel enthalten hohe Mengen an nützlichen Bakterien, oft mehr als probiotische Nahrungsergänzungsmittel. Diese Bakterien fördern eine gesunde Darmflora und unterstützen das Immunsystem. Eine Studie der Stanford Universität zeigte (wie auch zahlreiche weitere Studien), dass der Verzehr von fermentierten Lebensmitteln die Vielfalt der Darmbakterien erhöht und entzündungsfördernde Botenstoffe reduziert.
Wussten Sie schon? Die Fermentation ist eine der ältesten Methoden zur Haltbarmachung von Lebensmitteln und wandelt Zucker durch Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze in Säuren oder Alkohol um. Dies verhindert das Wachstum schädlicher Bakterien und verbessert die Nährstoffverfügbarkeit.
Beispiele fermentierter Lebensmittel:
- 1. Sauerkraut: Fermentierter Weißkohl, reich an Milchsäurebakterien. Achten Sie darauf, unpasteurisiertes Sauerkraut zu kaufen, um die lebenden Kulturen zu erhalten.
- 2. Joghurt: Besonders Naturjoghurt ist reich an probiotischen Kulturen. Vermeiden Sie Fruchtjoghurts mit hohem Zuckergehalt.
- 3. Kefir: Ein fermentiertes Milchgetränk, das neben probiotischen Kulturen auch Milchsäure, Kohlensäure und Hefe enthält.
- 4. Kombucha: Ein fermentiertes Teegetränk aus Kräuter- oder schwarzem Tee und Zucker. Kaufen Sie unpasteurisierte Kombucha für maximale Wirkung.
- 5. Kimchi: Ein traditionelles koreanisches Gericht aus fermentiertem Chinakohl und Rettich.
- 6. Miso: Eine japanische Gewürzpaste aus fermentierten Sojabohnen. Verwenden Sie Miso in ungekochten Gerichten, um die Bakterien zu erhalten. Achten Sie darauf, dass die Paste nicht pasteurisiert ist.
Praktische Tipps für den Alltag
- Einbau in die Ernährung: Integrieren Sie regelmäßig (täglich) fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut, Joghurt, Kefir, Kombucha und Kimchi in Ihre Mahlzeiten.
- Selbst fermentieren: Nutzen Sie Online-Anleitungen und Starterkulturen, um selbst fermentierte Lebensmittel herzustellen.
- Einkaufstipps: Achten Sie auf unpasteurisierte Produkte im Bioladen oder Supermarkt, um die Vorteile lebender Kulturen zu genießen.

2. Polyphenolreich essen
Polyphenole sind sekundäre Pflanzenstoffe, die in vielen Lebensmitteln vorkommen und eine Vielzahl von gesundheitlichen Vorteilen bieten. Sie wirken antioxidativ und entzündungshemmend, reduzieren oxidativen Stress und unterstützen die Darmgesundheit. Eine tägliche Aufnahme von 1 bis 1,5 g Polyphenolen wird empfohlen.
Wie unterstützen Polyphenole Ihre Darmgesundheit?
Polyphenole vermindern die schädlichen Auswirkungen freier Radikale, die zu altersbedingten Krankheiten wie Arteriosklerose, Parkinson, Alzheimer und Krebs führen können. Nur 5% der Polyphenole werden im Dünndarm verwertet, während der Großteil den Dickdarm erreicht und dort das Wachstum gesunder Darmbakterien wie A. muciniphila unterstützt. Diese Bakterien helfen, das Risiko eines Leaky Gut zu verringern.
Welche Lebensmittel enthalten besonders viele Polyphenole? Dunkle, bittere und wilde Pflanzen haben besonders hohe Polyphenolgehalte. Zu den polyphenolreichen Lebensmitteln gehören:
- Aroniabeeren
- schwarze Johannisbeeren
- schwarze Oliven
- Heidelbeeren
- Pflaumen
- grüne Oliven
- Nüsse und Samen wie Haselnüsse, Pekannüsse und Leinsamen
- Gewürze wie Nelken, Pfefferminze, Sternanis und Oregano
- Getränke wie grüner Tee, schwarzer Tee und Rotwein
Eine Studie zeigte, dass 272 ml Rotwein täglich die Darmflora positiv beeinflussen können. Dabei ist alkoholfreier Rotwein die bessere Wahl, da er die gleichen Vorteile bietet, ohne die negativen Effekte von Alkohol.
Für diejenigen, die nicht genügend Polyphenole über die Nahrung aufnehmen können, gibt es Nahrungsergänzungsmittel in Form von Kapseln oder Pulvern. Beispiele hierfür sind Traubenkernmehl, wilde Heidelbeeren und Quercetin, das in Äpfeln, Zitrusfrüchten und Zwiebeln vorkommt, oder der japanische Staudenknöterich, der als Tinktur im Handel ist.

3. Gesunde Verdauung beginnt im Mund
Eine gesunde Verdauung beginnt bereits im Mund, wo der Verdauungsprozess seinen Anfang nimmt. Jeder Abschnitt des Verdauungstrakts spielt eine entscheidende Rolle, um Nährstoffe effizient zu verarbeiten und Abfallstoffe auszuscheiden.
Im Mund zerkleinern die Zähne die Nahrung mechanisch, während der Speichel Enzyme freisetzt, die Kohlenhydrate aufspalten. Gut gekaute Nahrung erleichtert die weitere Verdauung und reduziert die Belastung des Verdauungstrakts. Die Nahrung gelangt dann durch die Speiseröhre in den Magen.
Das bedeutet:
Gut kauen! Nehmen Sie sich Zeit, Ihre Nahrung gründlich zu kauen. Dies erleichtert die Arbeit für den Rest des Verdauungstrakts.
Und außerdem, langsam essen: Vermeiden Sie hastiges Essen, um Blähungen und Verdauungsstörungen zu minimieren.
Diese Tipps mögen langweilig erscheinen und vermutlich kennen Sie sie schon. Aber wären sie nicht wichtig, würde ich sie nicht erwähnen und betonen.

4. Genügend trinken, um Schadstoffe auszuscheiden
Trinken Sie ausreichend Flüssigkeit, um Ihre Darmgesundheit. Wasser transportiert Nährstoffe und hilft, Abfallstoffe und Toxine über den Urin und den Stuhl auszuscheiden. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr hält außerdem die Schleimhäute Ihres Darms feucht und fördert die Darmtätigkeit.
Trinken Sie täglich mindestens 1,5 bis 2 Liter Wasser, um Ihren Darm in Schwung zu halten und ebenfalls Verstopfungen vorzubeugen. Neben Wasser sind auch Kräutertees und (nach Möglichkeit eher selten) verdünnte Fruchtsäfte gute Alternativen.

5. Bewegung fördert die Darmflora
Regelmäßige körperliche Aktivität spielt eine wichtige Rolle für die Gesundheit Ihres Darms und die Förderung einer ausgewogenen Darmflora. Hier die Vorteile zusammengefasst:
- Verbesserte Darmbewegungen: Regelmäßige körperliche Aktivität stimuliert die Darmperistaltik, die wellenartige Bewegung der Muskeln im Darm, was die Verdauung fördert und Verstopfungen vorbeugt.
- Förderung einer gesunden Darmflora: Bewegung kann die Zusammensetzung und Vielfalt der Darmbakterien verbessern. Eine vielfältige Darmflora ist ein Zeichen für ein stabiles und gesundes Verdauungssystem.
- Reduktion von Entzündungen: Sportliche Betätigung kann Entzündungsmarker im Körper reduzieren, was sich positiv auf chronisch-entzündliche Darmerkrankungen auswirken kann.
- Stressabbau: Bewegung hilft, Stress abzubauen, der die Darmgesundheit negativ beeinflussen kann. Weniger Stress bedeutet weniger Belastung für den Darm und eine stabilere Darmflora.
Praktische Tipps zur Umsetzung
1. Regelmäßige moderate Bewegung:
Streben Sie mindestens 30 Minuten moderate körperliche Aktivität an den meisten Tagen der Woche an. Spazierengehen, Radfahren, Schwimmen oder Yoga sind hervorragende Möglichkeiten, um in Bewegung zu bleiben.
2. Aktivität in den Alltag integrieren:
Nutzen Sie Gelegenheiten für zusätzliche Bewegung im Alltag. Nehmen Sie die Treppe statt des Aufzugs, gehen Sie zu Fuß oder fahren Sie mit dem Fahrrad, wann immer es möglich ist.
3. Krafttraining und Flexibilität:
Ergänzen Sie Ihr Ausdauertraining mit Kraftübungen und Dehnungen, um Ihre allgemeine Fitness und Flexibilität zu verbessern.
Spaß an der Bewegung:
Finden Sie eine Sportart oder Aktivität, die Ihnen Freude bereitet. Ob Tanzen, Wandern oder ein Mannschaftssport – Spaß an der Bewegung erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Sie langfristig aktiv bleiben.

6. Darmgesunde Ernährung enthält reichlich Ballaststoffe
Eine ballaststoffreiche Ernährung ist essentiell für die Gesundheit Ihres Darms. Ballaststoffe fördern die Verdauung, indem sie das Stuhlvolumen erhöhen und so die Darmtätigkeit anregen. Außerdem dienen sie als Nahrung für die nützlichen Bakterien in Ihrem Darm, die daraus kurzkettige Fettsäuren produzieren, welche entzündungshemmende Eigenschaften haben und die Darmschleimhaut.
Gute Quellen für Ballaststoffe:
- Vollkornprodukte
- Hülsenfrüchte
- Reis
- Nüsse
- Samen
- Obst und Gemüse
Ideal wäre eine tägliche Ballaststoffmenge von 30-40 g, wovon etwa 15-20 g resistente Stärke sein sollten. Diese gilt derzeit als der wichtigste Ballaststoff für ein gesundes Darmmikrobiom.
Übrigens, Resistente Stärke ist besonders viel enthalten in:
- Kartoffelmehl
- Kochbananenmehl
- Haferflocken (ungekocht)
- Bananen (unreif)
- Roggenbrot
- Linsen (gekocht)
- Cornflakes
- Kichererbsen
- Kidneybohnen
- Reis
- Erbsen
Wer diese oben beschriebenen Mengen nicht erreicht, kann präbiotische Ballaststoffe einzeln oder als fertige Pulvermischung verwenden und in Joghurt, Smoothies, Säfte, Getränke oder Müsli einrühren. Beachten Sie jedoch, dass die auf dem Markt angebotenen Ballaststoffpulver-Mischungen oft zu niedrige empfohlene Tagesdosen haben.

7. Gesunde Fette
Was jeder Mensch über Fette wissen muss: Omega-3-Fettsäuren wirken entzündungshemmend. Omega-6-Fettsäuren wirken entzündungsfördernd. Beides ist nötig, jedoch in einem bestimmten Verhältnis.
Denn ein Übermaß an Omega-6 kann die entzündungshemmenden Wirkungen von Omega-3 blockieren, dadurch stille Entzündungen fördern und Tür und Tor für etliche Leiden und Krankheiten öffnen. Diese belasten und stören selbstverständlich die Darmgesundheit, was wiederum zu einer Abwärtsspirale führt.
Das derzeitige Problem in unserer Gesellschaft:
In den letzten Jahrzehnten hat der Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren in unserer Ernährung stark zugenommen, insbesondere von Omega-6-Fettsäuren aus pflanzlichen Samenölen wie Sonnenblumenöl.
Dieses Ungleichgewicht, im Vergleich zu früheren Verhältnissen von 1:3 (Omega-3 zu Omega-6), liegt in der westlichen Ernährung oft bei 1:10 bis 1:50.
Gute Quellen für Omega 3
Um ein gesundes Verhältnis von Omega-3 zu Omega-6 zu erreichen, sollten fetter Fisch, Walnüsse und Leinsamen/Leinöl bevorzugt werden. Bei besonders großen Fischen (wie z. B. Thunfisch) sollten Sie im Hinterkopf behalten, dass diese tendenziell stärker schwermetallbelastet sind.
Auch sollten Sie nicht zu Fischen aus Aquakultur greifen, da diese oft mit Getreide gefüttert werden und somit die entzündungsfördernden Omega-6-Fettsäuren enthalten.
Aus diesem Grund empfehle ich Ihnen hochwertige Omega-3-Supplemente, die von Schwermetallen gereinigt sind. Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt eine tägliche Zufuhr von 1,5 Gramm EPA/DHA.
So vermeiden Sie ein Übermaß an Omega-6-Fettsäuren
Es ist ratsam, den Konsum von Omega-6-reichen Pflanzenölen wie Sonnenblumen-, Soja- und Maisöl zu reduzieren und stattdessen auf Olivenöl, Avocadoöl und tierische Fette von grasgefütterten Tieren zu setzen. Auch der Verzehr von Weizen, Roggen und Mais sollte eingeschränkt werden, da sie einen hohen Omega-6-Gehalt haben.

8. Frisches Gemüse und Obst
Das mag Sie nicht überraschen: Frisches Obst und vor allem Gemüse spielen eine wesentliche Rolle für die Gesundheit Ihres Darms. Sie sind reich an Ballaststoffen, Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidantien, die das Wachstum nützlicher Darmbakterien fördern und die Verdauung unterstützen.
Ballaststoffe aus Obst und Gemüse erhöhen das Stuhlvolumen und fördern die Darmtätigkeit, während die Nährstoffe dazu beitragen, die Darmschleimhaut gesund zu halten und Entzündungen zu reduzieren. Um Ihre Darmgesundheit zu unterstützen, sollten Sie täglich eine bunte Vielfalt an (besonders) Gemüse und in geringeren Mengen auch Obst in Ihre Ernährung integrieren.
Tipp: Beeren weisen den geringsten Fruktoseanteil aller Früchte auf, allein deswegen sind sie anderem Obst vorzuziehen. Zudem haben Beeren mit ihrem hohen Polyphenolgehalt den Vorteil, dass unsere Darmbakterien Beeren lieben.
Wichtig: Ideal sind mindestens fünf Portionen pro Tag, um eine ausreichende Zufuhr an Ballaststoffen und Nährstoffen zu gewährleisten.

9. "Hara Hachi Bu": Essen Sie nur so viel, wie nötig
Eine maßvolle Nahrungsaufnahme ist entscheidend für die Gesundheit Ihres Darms und Ihr allgemeines Wohlbefinden. Übermäßiges Essen kann den Verdauungstrakt belasten und zu Verdauungsproblemen wie Blähungen und Völlegefühl führen. Bewusstes und maßvolles Essen hilft, Verdauungsprobleme zu vermeiden, eine gesunde Darmflora zu fördern und das Körpergewicht zu kontrollieren.
Ein praktisches Beispiel für maßvolle Nahrungsaufnahme ist das japanische Konzept "Hara Hachi Bu", das bedeutet, man sollte essen, bis man zu 80% satt ist. Diese Praxis wird oft von Okinawanern befolgt, die für ihre Langlebigkeit bekannt sind.
Das schadet Ihrem Darm

1. Lektine (Fraßschutzstoffe)
Pflanzen können nicht fliehen und haben keine Krallen oder Zähne, daher schützen sie sich durch Fraßschutzstoffe, die oft in der Schale sitzen. Diese Fraßschutzstoffe nennt man Lektine. Lektine sind pflanzliche Giftstoffe, die als Antinährstoffe Enzyme von Fressfeinden oder Krankheitserregern hemmen und so die Pflanze schützen. Samen, Körner, Blätter, Schalen und Nüsse enthalten verschiedene Lektine.
Der Herzchirurg Steven R. Gundry behandelt in seinem Buch "Böses Gemüse" das Thema Lektine in Lebensmitteln. Ähnliche Ansichten vertreten Paul und Shou-Ching Jaminet in "Perfect Health Diet" und Paul Saladino in "Fleisch for Life!". Lektine binden sich an kohlenhydrathaltige Moleküle im Körper und können die Darmschleimhaut schädigen, was die Aufnahme von Mikronährstoffen verhindert.
Gluten, ein bekanntes Lektin, ist in vielen Getreidesorten enthalten. Besonders problematisch ist Gliadin, das in Weizen, Dinkel und anderen Getreiden vorkommt, während Roggen und Gerste kein Gliadin enthalten. Weizenkeimagglutinin (WGA) ist ein weiteres Lektin, das die Darmwand schädigt und Insulinresistenz verursachen kann. Besonders in Vollkornprodukten ist WGA enthalten.
Das Problem: Moderne Getreidesorten wurden gezüchtet, um höhere Erträge zu erzielen, was den Lektinanteil noch weiter erhöht hat. Ein Verzicht auf Getreide kann für die Optimierung der Darmgesundheit sehr hilfreich sein, auch wenn es schwerfällt. Ein individueller Nahrungsmitteltest kann klären, ob ein Getreideverzicht sinnvoll ist.
Übrigens: Fermentieren, Wässern, Ankeimen und Erhitzen (Erhitzen nicht für Getreide) sind Methoden, um Lektine zu reduzieren. Beispiele:
- Dosas in Indien
- fermentierte Quinoa bei den Inkas
- Sauerteig in Europa
Auch wissenswert: "Overnight Oats" werden immer beliebter und es gibt gekeimte Getreidemehle und Samen im Handel.
Bitte auch beachten: Hülsenfrüchte sollten immer erhitzt oder fermentiert gegessen werden, um den Lektingehalt zu reduzieren.
Fazit: Pflanzen sind natürlich nicht grundsätzlich problematisch für die Gesundheit, aber eine abwechslungsreiche Ernährung ist wichtig, um Immunreaktionen zu vermeiden. Unsere Vorfahren hatten eine vielfältigere Ernährung, was das Risiko von Reaktionen auf einzelne Pflanzen verringerte.

2. Zucker
Zucker, insbesondere Fruktose, ist in vielen Lebensmitteln enthalten und birgt gesundheitliche Risiken. Haushaltszucker besteht aus Glukose und Fruktose, wobei Glukose in Maßen als unbedenklich gilt, Fruktose jedoch problematisch ist.
Fruktose wird unabhängig von Insulin verstoffwechselt, kann aber in Kombination mit Omega-6-Fettsäuren die Blutfettwerte erhöhen und die Entstehung von schädlichen Bakterien sowie Endotoxinen fördern, was zu einem Leaky Gut und stillen Entzündungen führt.
Hauptquellen für Fruktose sind:
Gesüßte Produkte wie Süßigkeiten und Getränke, während frisches Obst, Trockenfrüchte und einige Gemüsesorten wie Karotten und rote Beete ebenfalls Fruktose enthalten.
Besonders schädlich ist der fruktosereiche Maissirup (HFCS), der kostengünstig und weit verbreitet ist. Verbraucher sollten auf die Deklarierung von HFCS in Lebensmitteln achten und diese Produkte vermeiden.
Beeren haben den geringsten Fruktoseanteil unter den Früchten und sind dank ihres hohen Polyphenolgehalts und positiven Effekts auf die Darmbakterien besonders empfehlenswert. Generell ist Gemüse gegenüber Obst zu bevorzugen, und der tägliche Verzehr von Fruktose sollte auf maximal einen Apfel oder eine Banane beschränkt werden.
3. Verarbeitetes Fleisch
Verarbeitetes Fleisch ist schlecht, weil es oft hohe Mengen an gesättigten Fetten, Salz und krebserregenden Zusatzstoffen enthält, die das Risiko für Herzkrankheiten und Krebs erhöhen.
Hochwertiges Fleisch zeichnet sich durch biologische Aufzucht, Weidefütterung oder Wildfang aus. Allerdings garantiert dies nicht automatisch artgerechte Haltung oder optimale Fütterung, da Biofutter oft Getreide oder Mais enthält, die aufgrund ihres hohen Omega-6-Gehalts weniger empfehlenswert sind.
Idealerweise sollten Weidetiere im Sommer Gräser und Kräuter und im Winter Heu fressen. Weidefleisch, das diesen Anforderungen entspricht, ist schwer zu finden. Eine gute Anlaufstelle ist die Plattform zur Förderung der regenerativen Landwirtschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz (www.soilify.de), wo entsprechende Biobauernhöfe gelistet sind.
Lamm und Wild sind besonders empfehlenswert, während bei verarbeiteten Wurstwaren Vorsicht geboten ist, da sie oft Zucker und Konservierungsstoffe wie Nitrite oder Aromastoffe enthalten.

4. Antibiotika
Antibiotika können dem Darm erheblich schaden. Diese Medikamente werden eingesetzt, um bakterielle Infektionen zu bekämpfen, zerstören jedoch nicht nur die krankheitserregenden Bakterien, sondern auch die nützlichen Bakterien in unserem Darmmikrobiom.
Wenn Antibiotika die nützlichen Bakterien dezimieren, kann dies zu einem Ungleichgewicht im Mikrobiom führen, was als Dysbiose bekannt ist. Dysbiose kann eine Vielzahl von gesundheitlichen Problemen verursachen, darunter Verdauungsstörungen, Durchfall und ein erhöhtes Risiko für Darminfektionen.
Langfristig kann ein gestörtes Mikrobiom auch chronische Entzündungen fördern, die zu ernsthaften Erkrankungen wie Reizdarmsyndrom (IBS), entzündlichen Darmerkrankungen (wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa) und sogar zu Stoffwechselstörungen beitragen können.
Es ist daher wichtig, den Einsatz von Antibiotika sorgfältig abzuwägen und nur dann einzusetzen, wenn sie wirklich notwendig sind. Nach einer Antibiotikatherapie können Probiotika und eine ballaststoffreiche Ernährung helfen, das Mikrobiom wieder aufzubauen und die Darmgesundheit zu fördern.

5. Schlechte Fette
Schlechte Fette, besonders trans-Fette und Omega-6-Fettsäuren in hohem Maße, können dem Darm erheblich schaden. Trans-Fette, die in verarbeiteten Lebensmitteln und Fast Food vorkommen, fördern Entzündungen und können die Darmschleimhaut schädigen, was zu einem Leaky Gut führt.
Omega-6-Fettsäuren, die in vielen industriell hergestellten Snacks enthalten sind, verursachen in großen Mengen ebenfalls Entzündungen und stören das Gleichgewicht im Darmmikrobiom. Dieses Ungleichgewicht kann zu chronischen Darmerkrankungen und anderen gesundheitlichen Problemen führen.
Um die Darmgesundheit zu schützen, sollten Sie den Konsum dieser schlechten Fette minimieren und stattdessen auf gesunde Fette aus Quellen wie Fisch (auf Schwermetallbelastung achten), Nüsse, Leinsamen und Olivenöl setzen. Diese unterstützen ein gesundes Darmmikrobiom und reduzieren Entzündungen.

6. Stress schadet der Darmgesundheit
Stress kann erhebliche negative Auswirkungen auf die Darmgesundheit haben. Er beeinflusst das Verdauungssystem auf verschiedene Weisen:
- Veränderung der Darmmotilität: Stress kann die Bewegungen des Darms beschleunigen oder verlangsamen, was zu Durchfall oder Verstopfung führen kann.
- Beeinträchtigung der Darmbarriere: Chronischer Stress kann die Darmbarriere schwächen, wodurch schädliche Stoffe und Bakterien in den Blutkreislauf gelangen können. Dies fördert Entzündungen und das Leaky Gut Syndrom.
- Störung des Mikrobioms: Stress verändert die Zusammensetzung und Vielfalt der Darmbakterien, was das Mikrobiom aus dem Gleichgewicht bringt. Ein gestörtes Mikrobiom kann Verdauungsprobleme und eine geschwächte Immunabwehr zur Folge haben.
- Erhöhte Entzündungsreaktionen: Stress aktiviert das Immunsystem und fördert entzündliche Prozesse im Darm, was das Risiko für entzündliche Darmerkrankungen erhöht.
Um die Darmgesundheit zu schützen, ist es wichtig, Stress durch Maßnahmen wie regelmäßige Bewegung, Entspannungsübungen, ausreichend Schlaf und eine ausgewogene Ernährung zu reduzieren.

7. Störfelder im Mundraum
Chronische Erkrankungen belasten das Immunsystem und damit auch die Darmgesundheit. Und dies wissen nur die wenigsten: Über 60 % der chronischen Erkrankungen können durch Störfelder im Mundraum verursacht werden, oft ohne dass direkte Beschwerden auftreten. Zwei Hauptursachen sind wurzelbehandelte Zähne und chronische Entzündungen im Kieferknochen (NICO/FDOK).Aber auch Titanimplantate führen nicht selten zu einer Entzündung des umliegenden Gewebes.
1. Wurzelbehandelte Zähne:
Nach einer Wurzelbehandlung bleibt der Zahn “tot” und bietet ideale Bedingungen für pathogene Bakterien, die giftige Substanzen produzieren. Diese können Entzündungen und systemische Gesundheitsprobleme verursachen. Die einzige Lösung ist die Entfernung des betroffenen Zahns und der Ersatz durch metallfreie Materialien wie Keramik.
2. Chronische Entzündungen im Kieferknochen (NICO/FDOK):
Diese entstehen oft nach Zahnentfernungen oder als Folge wurzelbehandelter Zähne und bleiben häufig unbemerkt, da sie keine sichtbaren Symptome zeigen und auf konventionellen Röntgenbildern nicht erkennbar sind. Sie können jedoch Toxine freisetzen, die Entzündungen im ganzen Körper fördern.
3. Titanimplantate:
Leider führt das Metall Titan in Verbindung mit Sauerstoff in der Mundhöhle über kurz oder lang zu einer Entzündung des umliegenden Gewebes und bringt somit das Immunsystem durcheinander.
Diagnose und Behandlung: Die digitale Volumentomographie (DVT) hilft, diese Entzündungen genau zu lokalisieren. Die Behandlung erfolgt durch chirurgische Entfernung des entzündeten Gewebes mit schonenden Piezo-Geräten und anschließender Desinfektion mit Ozon. Plättchenreiches Plasma aus Eigenblut wird zur Förderung der Heilung eingesetzt.
Für biologische Zahnmedizin und entsprechende Spezialisten kann man sich unter www.deguz.de informieren. Diese Behandlungen werden jedoch nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Für Interessierte: So ist Ihr Darm aufgebaut
Der Darm ist ein wesentlicher Bestandteil des Verdauungssystems und besteht aus mehreren Abschnitten, die jeweils spezielle Funktionen erfüllen:
1. Dünndarm
- Zwölffingerdarm (Duodenum): Der erste Abschnitt des Dünndarms, in dem der Großteil der Verdauung stattfindet. Hier werden Enzyme aus der Bauchspeicheldrüse und Galle aus der Leber freigesetzt, um Nährstoffe zu zersetzen.
- Leerdarm (Jejunum): Der mittlere Teil, der hauptsächlich für die Absorption von Nährstoffen und Wasser zuständig ist.
- Krummdarm (Ileum): Der letzte Abschnitt, der weiterhin Nährstoffe und Vitamine (wie Vitamin B12) aufnimmt, bevor der Rest in den Dickdarm weitergeleitet wird.
2. Dickdarm
- Blinddarm (Caecum): Ein kleiner Sack, der den Übergang vom Dünndarm zum Dickdarm darstellt und eine Rolle im Immunsystem spielt.
- Grimmdarm (Colon): Besteht aus aufsteigendem, quer verlaufendem, absteigendem und Sigma-Colon. Hier werden Wasser und Salze aus dem unverdauten Nahrungsbrei resorbiert, und die Darmbakterien helfen bei der Fermentation von unverdauten Kohlenhydraten.
- Mastdarm (Rectum): Der letzte Abschnitt des Dickdarms, wo der Stuhl gesammelt und dann durch den Anus ausgeschieden wird.
3. Darmwand
Die Darmwand besteht aus mehreren Schichten, die jede eine spezielle Funktion haben:
- Schleimhaut (Mukosa): Die innere Schicht, die Nährstoffe aufnimmt und Schleim produziert, um den Darm zu schützen.
- Submukosa: Eine Bindegewebsschicht, die Blutgefäße, Nerven und Lymphgefäße enthält.
- Muskelschicht (Muscularis): Besteht aus einer inneren Ringmuskelschicht und einer äußeren Längsmuskelschicht, die die Darmbewegungen (Peristaltik) ermöglichen.
- Serosa: Die äußere Schicht, die den Darm schützt und abgrenzt.
Fazit
Die Darmgesundheit ist von zentraler Bedeutung für unser allgemeines Wohlbefinden und beeinflusst viele Aspekte unserer Gesundheit, einschließlich der Verdauung, Immunabwehr, Hautgesundheit und sogar der geistigen Gesundheit.
Ein gesunder Darm wird durch eine vielfältige und ausgewogene Ernährung, reich an Ballaststoffen und probiotischen Lebensmitteln, sowie durch einen aktiven Lebensstil und den bewussten Umgang mit Antibiotika und anderen potenziell schädlichen Substanzen gefördert. Um langfristig von den Vorteilen einer gesunden Darmflora zu profitieren, sind nachhaltige Lebensstiländerungen und ein fundiertes Verständnis der Darmfunktion entscheidend.
Die Zusammensetzung der Darmbakterien ist inzwischen übrigens eines der 14 anerkannten Merkmale des Alterns. Falls Sie sich diesbezüglich genauer informieren möchten oder sich selbst testen lassen wollen, können Sie mich gerne kontaktieren.
Häufige Fragen
Über die Autorin Frau Dr. med. Elke Heßdörfer
Dr. med. Elke Heßdörfer studierte Medizin an den Universitäten Erlangen-Nürnberg und Rennes (Frankreich). Ihre urologische Facharztausbildung absolvierte sie an der Urologischen Klinik und Poliklinik Erlangen (Prof. Sigel) sowie an der Urologischen Klinik und Poliklinik Rudolf-Virchow / Charité Berlin (Prof. Nagel / Prof. Loening). Neben ihrer ärztlichen Arbeit in der eigenen Praxis (seit 1996) ist Dr. Elke Heßdörfer Mitglied in nationalen und internationalen Fachverbänden.
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